Kind Gottes oder Gotteskind

Christliche Gotteskindschaft

Christ, Kind Gottes, Gottes Kind oder Gotteskind?

In der Neuapostolischen Kirche wird ein Mensch durch die Taufe mit Wasser zum Christen. Dies wird als „erstes Näheverhältnis zu Gott“ bezeichnet. Danach erfolgt die „heilige Versiegelung“. Sie geschieht durch Handauflegung eines Apostels und wird auch „Spendung des Heiligen Geistes“ genannt. Dadurch erfolgt die zweite Stufe. Der neuapostolische Christ wird zum Gotteskind. Damit kann er zur Braut Christi gehören, die am Tag der Wiederkunft Jesu in den Hochzeitssaal entrückt wird.

Aus der Heiligen Wassertaufe und der Heiligen Versiegelung ergibt sich die Gotteskindschaft und die Möglichkeit, die Erstlingschaft zu erlangen. (NAK-Katechismus 1.4.2, Ausgabe 2012)

Dabei ist die heilige Versiegelung der wesentliche Teil der Wiedergeburt (NAK Fragen und Antworten, Nr. 218, Ausgabe 1992). Stellt sich die Frage, ob die heilige Wassertaufe dann ein unwesentlicher Teil ist.

Soweit ein kleiner Auszug aus der Lehre der Neuapostolischen Kirche. Nun werden Neuapostolische in Gottesdiensten manchmal als Christen und manchmal als Gotteskinder bezeichnet. Hier stellt sich die Frage: Sind sie das eine oder das andere oder beides?

Wie sehen das Mitglieder der Neuapostolischen Kirche?

Dazu gab es unlängst eine Meinungsumfrage, welche in der Zeitschrift „Sprit“, Ausgabe 06/2014, abgedruckt wurde. Hier ein paar Auszüge:

„Ich denke, dass alle Menschen Gottes Kinder sind, denn jeder Mensch ist von Gott geschaffen. Als Gotteskind ist man erwählt. Jeder Mensch kann Gotteskind sein – unabhängig von der Konfession. Was zählt ist der bedingungslose Glaube an Gott. …“ Julian, 20, KFZ-Mechatroniker

„Gottes Kinder sind für mich alle Menschen. Denn sie sind Gottes Geschöpfe und Gott hat alle Menschen lieb. Ich glaube, dass Gotteskinder dagegen nur diejenigen sind, die getauft und versiegelt sind. …“ Lena, 23, Studentin der Kommunikationswissenschaft

„Für mich ist jeder ein Kind Gottes, dazu muss ich nicht neuapostolisch sein. Ich fühlte mich schon als sein Kind, bevor ich neuapostolisch wurde, und das werde ich immer bleiben. …“ Susanne, 48, Psychologische Beraterin

 Bezirksapostel Ehrich sagte dazu: (Spirit, 06/14, Seite 20)
  • Im weitesten Sinn ist jeder Mensch ein Kind Gottes, denn er ist von Gott erschaffen.
  • Darüber hinaus wird mit Gotteskindschaft die Situation bezeichnet, die durch den Empfang aller Sakramente und durch die Ausrichtung auf Christi Wiederkunft gekennzeichnet ist (vgl. KNK 2.4.8)

Gibt es also einen Unterschied zwischen Kind Gottes und Gotteskind?

Was sagt Apostel Paulus im Brief an die Galater?

  • „Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus.“ (Galanter 3, 26)

Oder wie schreibt Johannes in seinem Evangelium:

  • „Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, die an seinen Namen glauben; welche nicht von dem Geblüt noch von dem Willen des Fleisches noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.“ (Johannes 1, 11 – 13)

Johannes geht noch einen Schritt weiter wer Kind Gottes ist und wer nicht:

  • Wer aus Gott geboren ist, der tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt bei ihm; und kann nicht sündigen, denn er ist von Gott geboren. Daran wird’s offenbar, welche die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels sind. Wer nicht recht tut, der ist nicht von Gott, und wer nicht seinen Bruder liebhat. (1. Johannes 3, 9-10)

Apostel Paulus schrieb an die Römer:

  • Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (Römer 8, 14)

Hier könnte der Gedanke kommen das Gottes Geist nur die treiben könne, die ihn durch einen Apostel empfangen haben. Dazu sagt Jesus zu Nikodemus:

  • Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Der Begriff Gottes Kinder oder Gotteskind wird im Neuen Testament nicht eindeutig mit der Spendung von göttlichem Geist in Verbindung gebracht. Ganz im Gegenteil. Der Glaube an Christus Jesus und das Handeln daraus macht zu Gottes Kindern.

Die Albury-Apostel

Bei den Albury-Aposteln war die Taufe völlig ausreichend. So beschrieben sie es im „Großen Testimonium von 1836“:

  • „Die Kirche Christi ist die Gemeinschaft aller, ohne Unterschied der Zeit und des Landes, welche im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft und durch ihre Taufe von allen anderen Menschen ausgesondert sind.“
Das Zeugnis der Apostel von 1932

In der verfälschten Ausgabe von 1932 „Das Zeugnis der Apostel“ vom Friedrich Bischoff Verlag heisst es dann (Fettdruck nicht im Original), Quelle: church Documents c-001.doc, Vergleich TESTIMONIUM 1836 MIT AUSGABE
VERLAG F. BISCHOFF 1932, von Peter Sgozai):

  • „Die Kirche Christi ist die Gemeinschaft aller, ohne Unterschied der Zeit und des Landes, welche im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft und durch ihre Wasser- und Geistestaufe von allen anderen Menschen ausgesondert sind.“