Antrag Amtseinsetzung

Der fünfte Glaubensartikel und die Wirklichkeit

Im 5. Glaubensartikel geht es um jene die für ein Amt ausersehen sind:

„Ich glaube, dass die von Gott für ein Amt Ausersehenen nur von Aposteln eingesetzt werden und dass aus dem Apostelamt Vollmacht, Segnung und Heiligung zu ihrem Dienst hervorgehen.“

In der Erläuterung heisst es (KNK 2.4.5):

„Gott ist es, der jemanden für ein Amt ausersieht. Von daher ist das Amt kein menschliches Werk und letztlich auch nicht das der Gemeinde, sondern es ist Gottes Gabe an seine Kirche. Der Mensch, so wird im Glaubensartikel ausgedrückt, trägt sein Amt aufgrund göttlichen Willens und nicht menschlicher Entscheidung. … Die „Heiligung“ weist darauf hin, dass Gott selbst in seiner Heiligkeit und Unantastbarkeit durch das Amt handeln will. … Da aus dem Apostelamt „Vollmacht, Segnung und Heiligung zu ihrem [der Amtsträger] Dienst hervorgehen“, steht jeder Amtsträger in einer unaufhebbaren Relation zum Apostelamt.“

Gott selbst erwählt sich einen Menschen zum Dienst. Solche Berufungen gab es schon vor Jahrtausenden. So manches Berufungserlebnis ist in der Heiligen Schrift überliefert. Wer hat nicht schon das Gedicht gelernt, oder zumindest gehört:

„Dreimal hat der Herr gerufen, Samuel um Mitternacht, … horche still und ruft es wieder, sprich: O Herr, dein Knecht ist hier.“

Wenn Gott jemanden zum Dienst erwählt, dann machte er sich bei jenem auch bemerkbar.

Wie wird und wurde das Berufungserlebnis eines Saulus, der darauf zum Paulus wurde, in Gottesdiensten betont und hervorgehoben.

Als Judas seinen Weg ging und die Lücke wieder ausgefüllt werden sollte, da wurde zwischen zwei in Frage kommenden Männern das Los geworfen. Gott sollte die Berufung zeigen. Es heisst in der Schrift: „HERR, aller Herzen Kündiger, zeige an, welchen du erwählt hast unter diesen zweien …“. Dabei war es auch wichtig, dass beide Männer Zeugen des Wirkens Jesu waren.

Keine Apostelversammlung hat einen Matthias gewählt und kein Petrus ihn in sein Amt ordiniert. Es heißt nur: „Und er ward zugeordnet zu den elf Aposteln.“

Gott erwählt, es ist sein Wille und nicht menschliche Entscheidung, so der Text im Katechismus. Wie sieht jedoch die Wirklichkeit aus? Anders.

Die sechs Schritte zu einer Amtseinsetzung lauten:
  1. Bedürfnis (kurze Schilderung der Bedürfnisse)
  2. Vorschlag zur Amtseinsetzung als: …… (In der Regel durch den Gemeindevorsteher)
  3. Antrag und Unterschrift des Bezirksvorstehers
  4. Bemerkung und Unterschrift des Bischofs
  5. Bemerkung und Unterschrift des Apostels
  6. Verfügung des Bezirksapostels

Auf einem entsprechenden Formular gibt es keine Rubrik: Göttliche Zeichen der Berufung.  Dafür wird der Charakter, das Glaubensleben des Einzusetzenden dokumentiert und weitergeleitet. Ebenso wie oft er wöchentlich im Werke Gottes tätig ist und wie es mit seinen Familienverhältnissen aussieht.

Die Erwählung und Berufung zum Amtsträger besteht aus der Schnittmenge von Bedürfnis, Vorschlag, Antrag, Bemerkungen und der finalen Verfügung.

„Ich glaube, dass die von Gott für ein Amt Ausersehenen nur von Aposteln eingesetzt werden …“

Richtig müsste es im Glaubensartikel heissen:

„Ich glaube, dass die von Gott für ein Amt Ausersehenen nur von Bezirksaposteln eingesetzt werden und diese Handlung in der Regel in dessen Auftrag von einem Apostel durchgeführt wird …“

Selbstverständlich kann kein Aussenstehender beurteilen, in wie fern Gott in den am Prozess der Amtseinsetzung beteiligten Personen Zeichen und Hinweise offenbart. Das bleibt, zumindest offiziell, wohl deren Geheimnis.

Auch folgende Erläuterung ist noch einer kurzen Aufmerksamkeit wert:

„Gott ist es, der jemanden für ein Amt ausersieht. Von daher ist das Amt kein menschliches Werk und letztlich auch nicht das der Gemeinde, sondern es ist Gottes Gabe an seine Kirche.“

Die Berufung durch Gott zu einem Amt ist Gabe an seine Kirche. Nach momentaner Kirchenlehre ist „seine Kirche“ die „Kirche Christi“ und diese besteht aus allen rite getauften Menschen. Wie kann es dann sein, dass Amtsträger in einen anderen Ort verziehen und ab diesem Zeitpunkt nie mehr zum Dienst, welcher Gottes Gabe an seine Kirche ist, gerufen werden? „… kein menschliches Werk und letztlich auch nicht das der Gemeinde …“ Wird ein von Gott berufener Amtsträger an einem anderen Ort von einem Beauftragten des Bezirksapostels in seinem Amt nicht mehr „bestätigt“, kann er auch nicht mehr den Dienst verrichten, zu welchem ihn Gott in seiner Kirche berufen hat. Gott erwählt und beruft, aber der Bezirksapostel entscheidet. Wie heisst es noch einmal in der Erläuterung:

„Da aus dem Apostelamt „Vollmacht, Segnung und Heiligung zu ihrem [der Amtsträger] Dienst hervorgehen“, steht jeder Amtsträger in einer unaufhebbaren Relation zum Apostelamt.“

Nicht aus Gott, dem Auftraggeber, kommen Vollmacht, Segnung und Heiligung, sondern aus dem Apostelamt und somit kann Gott auch nicht mehr darüber verfügen, wann, wo und ob überhaupt ein von IHM berufener Amtsträger seinen Dienst in der Kirche Christi ausführen darf.

Darüber gilt es nachzudenken.

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Stammapostel

„Der Fels, auf dem Christus seine Gemeinde baut: Diesen besonderen Stellenwert genießt in der Neuapostolischen Kirche das Amt des Stammapostels“, so ist es auf nac.today.de zu lesen.

Im Katechismus, Ausgabe 2012, ist unter Punkt 7.6.6 zu lesen:

Das Stammapostelamt

Jesus Christus, der Sohn Gottes, ist das Haupt seiner Kirche. In dieser Kirche hat das Stammapostelamt die Aufgabe, den Petrusdienst auszuüben gemäß den Worten Jesu: „Ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein“ (Mt 16,18.19).

Jesus spricht vom Grund und vom Bauen seiner Gemeinde in Verbindung mit der besonderen Stellung des Apostels Petrus. Dieser ist der „Fels“, auf den Jesus Christus seine Kirche baut. Damit ist vom Sohn Gottes ein unauflösbarer Zusammenhang zwischen dem Felsenamt und seiner Kirche geschaffen. Felsenamt und Kirche Christi sind für die Menschen zum Heil in Jesus Christus gegeben.

Der Dienst und die Aufgaben, die der Herr dem Apostel Petrus übertragen hat, werden heute vom Stammapostel ausgeübt. So wirkt er für das vom Herrn erbetene Einssein unter den Aposteln (Joh 17,20-23), indem er seine Brüder, die Apostel, stärkt (Lk 22,32). Er weidet die „Lämmer und Schafe“ der Herde Christi (Joh 21,15-17).

Der Dienst des Stammapostels äußert sich in der Reinhaltung und Weiterentwicklung der Lehre, dem Erschließen neuer Erkenntnisse sowie der einheitlichen Ausbreitung des Glaubenszeugnisses. Auch legt der Stammapostel die Kirchenordnung fest. Diese Aufgaben machen die „Schlüsselvollmacht“ des Stammapostelamts aus.

Der Stammapostel ist oberste geistliche Autorität; ihm kommt im Kreis der Apostel die führende Stellung zu.

Der Stammapostel ordiniert die Apostel. Es ist notwendig, dass die Apostel im Einssein mit ihm stehen: Nur auf diese Weise kann die dem Apostolat insgesamt obliegende Aufgabe erfüllt werden, Menschen das Heil zugänglich zu machen.

Im Neuen Testament ist nichts von einem „Felsenamt“ zu lesen, welches Jesus in einen unauflöslichen Zusammenhang mit seiner Kirche gesetzt hat. Ebenso ist von keinem Stammapostel Petrus zu lesen, der einen „Petrusdienst“ auszuführen hatte. In Johannes 17, 20-23 ist nichts zu lesen, dass ein Stammapostel für das Einssein unter den Aposteln wirken soll. Dort ist zu lesen das Jesus für die Seinen bittet:

„Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube, du habest mich gesandt. Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, auf daß sie vollkommen seien in eins und die Welt erkenne, daß du mich gesandt hast und liebest sie, gleichwie du mich liebst.“ (Johannes 17, 20-23)

Jesus gab ihnen die ihm vom Vater gegebene Herrlichkeit, dass sie eins seien. Das war der Grund für ihr Einssein: die ihnen offenbarte Herrlichkeit Gottes. Kein Petrus und kein Stammapostel gaben den damaligen Gläubigen die Herrlichkeit Gottes. Einfach einmal die Bibel zur Hand nehmen und aufmerksam darin lesen.

Wenn Apostel Petrus wirklich damals der Stammapostel war, warum wird er heute in der Neuapostolischen Kirche nicht auch so bezeichnet? Warum wird zum Beispiel in Gottesdiensten vom Apostel Petrus gesprochen und nicht vom Stammapostel Petrus? In den 1950er Jahren wurde in neuapostolischen Publikationen immer wieder einmal Petrus als Stammapostel bezeichnet. Jedoch nur sporadisch und nicht konsequent. Es war die Zeit, in der das Stammapostelamt in besonderer Weise als unbedingtes Führeramt herausgestellt wurde, auch im Zusammenhang mit der Botschaft von Stammapostel J. G. Bischoff.