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Leitgedanken
Ist „neuapostolisch“ nur eine konfessionelle Ausrichtung oder auch so etwas wie eine eigene Sprache? Anhand dieser umfangreichen Sammlung von Begriffen, Redewendungen und Glau- benssätzen, kann sich jeder Interessierte selbst eine Antwort geben. Es ist jedenfalls nicht zu leugnen, dass vieles in diesem Buch nur Neuapostolische verstehen, ja verstehen können. Da- bei spielt zwar auch der Jahrgang des Lesers eine Rolle, jedoch gibt es noch genügend jahr- gangsübergreifende Ausdrücke, welche beim Lesen und hören dem Eingeweihten das deutli- che Gefühl geben: Es klingt neuapostolisch, es ist neuapostolisch!
Dass es sich hier um eine eigene Sprache handelt, war zumindest die feste Überzeugung von Stammapostel Walter Schmidt (amtierend von 1960-1975). In einem Gottesdienst für Amts- träger der Neuapostolischen Kirche am 12. Januar 1969 in Dortmund, sprach er von „unserer Glaubens- und Geistessprache“.
Wie kam es zu diesem Buch?
Vor einiger Zeit kam der Gedanke auf, wie sehr man doch als Mitglied der Neuapostolischen Kirche von den kircheneigenen Ausdrucksformen durchdrungen ist. Sagt jemand zum Beispiel auf einer Feier, die Person so und so wäre heimgegangen, dann erschrickt man unweigerlich. Kurz darauf ist einem natürlich klar, dass jener nicht plötzlich gestorben, sondern nur nach Hause gefahren ist. Das spezielle Vokabular, welches sich im Laufe eines neuapostolischen Le- bens im „Gedächtnis- und Seelenspeicher“ ansammelt, ist in der Tat immens groß.
Ebensosind im Laufe der Jahrzehnte unzählige Redewendungen und Glaubenssätze zusammen- gekommen. Manche sind seit Kindesbeinen in Fleisch und Blut übergegangen, wie zum Beispiel: „Nachfolge bis zuletzt - Alles andere ist Leerlauf!“ Dieser Ausspruch kommt von Stammapostel Ernst Streckeisen (amtierend von 1975-1978) und hat sich regional sowie überregional tief in die neuapostolischen Seelen eingeprägt.
Als mit dieser Sammlung begonnen wurde, gab es die Vermutung, dass es wohl ein paar hun- dert Einträge werden könnten. Aktuell sind es in diesem Buch über 6.700. Viele Begriffe und Ausdrücke sind irgendwann einmal entstanden und wurden lange Zeit unkritisch weitergetra- gen. So kann über manches – bei näherer Betrachtung – nur geschmunzelt werden.
Der Titel dieses Buches – »Neuapostolisch geboren« – ist ein klassisches Beispiel. Dieser Aus- druck wurde tatsächlich in Kirchenbüchern verwendet und wird bis heute immer wieder nach- gesprochen. Er unterstellt, dass es in der Neuapostolischen Kirche eine „pränatale Heilige Ver- siegelung“ gibt. Wie solche Versiegelungen durchgeführt werden, ist eine illustere Vorstellung! Ohne medizinische Ultraschalluntersuchung dürfte es für
den Apostel schwierig werden – für die indirekte Handauf- legung durch die Bauchdecke der werdenen Mutter – den Kopf des Ungeborenen zu finden. Dabei wäre die Vorstel- lung einer direkten Handauflegung noch interessanter.
Dieses Buch kann dem „Rückrat der Gemeinden“ (den Se-
nioren) manche Erinnerung zurückholen. Ebenso kann es
„der Zunkunft der Kirche“ (den Jugendlichen) einen erfri-
schenden Einblick geben, wie ihre Kirche gelehrt und gesprochen hat und heute noch lehrt und spricht. Der „Apostelaltar“ wurde zwar vor einigen Jahren offiziell ad Acta gelegt, jedoch kann der heutige Nachwuchs sicher ebensogut „Himmelsspeise“ gebrauchen, damit die„Glau- bensfüße“ richtig gehen und die jungen Gotteskinder ihre „Herzensknie“ vor dem „Gnadenal- tar“ beugen, auf dass der„Segen nicht geschmälert“ werde.
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